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Freitag, 15. April 2016

Obdachloser kauft sich für 1 Euro eine Bäckerei

Ein Bäcker aus Dole im Jura überlässt einem Obdachlosen seinen Betrieb für einen Euro. Dieser hatte ihm das Leben gerettet.




Bäcker Michel Flamant aus Dole in Frankreich will sich zur Ruhe setzen und übergibt seinen Betrieb Jérôme Aucant für einen Euro. Der Obdachlose hatte ihm das Leben gerettet. (23. März 2016)

Der 37-jährige Jérôme Aucant lernt nun das Handwerk des Bäckers. Für den Job in der Backstube schnitt er seine Dreadlocks ab. (23. März 2016)


Michel Flamant suchte zwei Jahre lang vergeblich einen Nachfolger für seine Bäckerei im ostfranzösischen Dole. Jetzt hat er ihn gefunden: Jérôme Aucant, ein Obdachloser, soll in seine Fussstapfen treten.

Anstatt die Bäckerei zu verkaufen, übergibt Flamant sie dem 37-Jährigen für den Preis eines Baguettes: für einen symbolischen Euro. Auf die Idee kam er, nachdem Aucant ihm das Leben gerettet hatte.

Lebensgefährliche Vergiftung

Wochenlang hatte er dem Obdachlosen, der vor seinem Laden herumlungerte, jeden Morgen einen Kaffee und ein Croissant ausgegeben. Dann erlitt der Bäcker im Dezember wegen eines kaputten Ofens eine lebensgefährliche Kohlenmonoxidvergiftung.

Es war Aucant, der den Notarzt rief. «Wäre Jérôme nicht da gewesen, wäre ich auf dem Friedhof gelandet», sagt Flamant. Als er nach zwölf Tagen aus dem Spital kam, bot er Aucant einen Job an.

Töchter wollten Bäckerei nicht

Einträchtig stehen die beiden Männer – der Ältere im Unterhemd, der Jüngere im Tarnfarben-T-Shirt – in der heissen Backstube, kneten Teig und formen Croissants. «Ich bin fordernd. Die Arbeit muss so gemacht werden, wie ich es sage, und nicht anders», sagt Flamant, während er ein Baguette auf dem Backblech zurechtrückt. Er arbeite gern Leute ein, «die auf meine Ratschläge hören wie Jérôme», fügt er anerkennend hinzu.

Der gebürtige Pariser hatte eigentlich Fernfahrer werden wollen. Doch als er 14 war, entschied sein Vater, dass der Sohn in der Bäckerei der Familie arbeiten sollte. Flamant fand Gefallen an dem Beruf, der ihn sogar bis nach Chicago führte. Er gründete mehrere Bäckereien, lehrte andere das Handwerk und liess sich 2009 schliesslich in Dole im französischen Departement Jura nieder.

Sechs Tage die Woche steht er von Mitternacht bis mittags in der Backstube im Keller, backt Brot, Kuchen und Torten. Seine Lebensgefährtin verkauft die Waren im Laden. Auch für sie wird eine Nachfolge gesucht. Flamants drei Töchter hatten andere Interessen. Und auch sonst wollte niemand die Bäckerei übernehmen. «Ich habe mein Leben lang Brot gebacken. Jetzt bin ich müde», sagt er.

Er tauschte Dreadlocks gegen Job

So trat Aucant genau im richtigen Moment in Flamants Leben. Schnell war der Bäcker angetan von seinem tätowierten Lehrling, der sich extra für seinen ersten richtigen Job die Dreadlocks abschnitt. «Jérôme ist ein Arbeitstier», sagt Flamant. «Also habe ich beschlossen, ihm die Bäckerei für einen symbolischen Euro zu überlassen.» Das Leben sei wichtiger als Geld.

«Ich bin nicht reich, aber das Geld ist mir egal. Ich will frei sein, ich will jetzt meine Ruhe haben. Und wenn es ihm zum Glück verhilft...» Flamant muss sich setzen, die Arthrose in seinen Beinen schmerzt.

«Ein grosses Geschenk»

Aucant, der bisher gelegentlich auf Jahrmärkten jobbte und nicht weiter über seine Vergangenheit sprechen will, ist voller Tatendrang: «Ich habe Lust zu arbeiten, und die Arbeitszeiten in der Bäckerei machen mir keine Angst», sagt er.

Im September soll die Einarbeitung beendet sein, dann will Flamant die Schlüssel zur Backstube an seinen Lehrling übergeben. Dieser ist sich seiner Verantwortung bewusst. «Ich muss zu hundert Prozent präsent sein, der Kunde soll mit dem Produkt zufrieden sein», sagt er. «Michel hat mir ein grosses Geschenk gemacht. Jetzt muss ich liefern.»
(ij/sda)




Quelle und Dank an: www.20min.ch

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